COVID-19 oder “Sind wir die Corona-Weltmeister?”
In den letzten Tagen hat sich der tägliche Anstieg der Corona Fälle auf einem moderaten Niveau stabilisiert. Seit 11 Tagen beobachten wir einen prozentuellen Zuwachs unter 10% und der 5-Tages-Durchschnittswert ist mittlerweile unter 3% gesunken. Der Wendepunkt der Kurve war schon vor Ende März durchschritten und die Kurve flacht sich langsam ab.
Daraus lässt sich ein möglicher Verlauf mathematisch ableiten und wir können hoffen, dass wir, wenn alles gut läuft, unter 15.000 Fällen, vielleicht gar bei 14.000 gemessenen Infizierten zu liegen kommen.
Ein rein mathematisches Fitting der Kurve auf Basis der exponentiellen Wachstumsfunktion würde sogar auf einen Endwert unter 13.000 hindeuten:
Ich denke nicht, dass es so wenige Fälle sein werden! Dies vor allem dadurch bedingt, dass wir auf dem bisherigen Niveau und ohne die sog. Dunkelziffer nur im Ansatz zu kennen, bestimmt weit entfernt von einer “Durchseuchung” Österreichs stehen! So beträgt beispielsweise in Korea bei kolportierter hoher Testintensität der tägliche Zuwachs seit zwei Wochen ca. 1%. Erst ganz langsam fällt dieser unter die 1%-Schwelle und liegt jetzt seit zwei Tagen auf 0,46%. D.h. es besteht noch immer ein leicht exponentieller Anstieg mit einer Verdopplungszeit von ca. 70 Tagen. Und dies nur, weil Korea, wo auch bei weitem keine Herdenimmunität gegeben ist, noch immer überaus diszipliniert testet und isoliert. In Österreich stehen wir derzeit bei ca. 24 Tagen Verdopplungszeit.
Wann können die Maßnahmen endlich gelockert werden?
Auch wenn sich viele von uns aufgrund des sehr positiven Verlaufes der Fallzahlen eine “Auferstehung” nach Ostern wünschen, so denke ich, wird es bestimmt noch einige Wochen dauern. Betrachten wir den weltweiten Vergleich der Entwicklung, so ergibt sich folgendes, zumeist bekanntes Bild:
Man kann deutlich erkennen, dass Österreich den Ball ziemlich flach hält! Besser als die meisten anderen schmiegen wir uns gekonnt an die “Erfolgskurve” von Korea an. Nur Schweden scheint es da noch etwas besser zu machen, obwohl ja mittlerweile eine hitzige Diskussion entbrannt ist, ob der lockere und liberale skandinavische Umgang mit dem Virus zum Erfolg führen wird. Wahrscheinlich wird sich auch Schweden, aufgrund stark gestiegener Todesfälle, die derzeit etwa doppelt so hoch liegen wie jene von Österreich (AT 200 vs. SE 400), ähnlich USA und UK eine restriktivere Vorgangsweise überlegen müssen.
Aber im Großen und Ganzen ist ja in Österreich alles paletti! Flatten the Curve — ja das haben wir geschafft! Also: Sperrt auf die Schanigärten und die Eis-Salons! Lasst uns abfröhnen vom virtuellen Shoppingreiz in Amazonien und die echten Geschäfte stürmen, Falcos “Nie mehr Schule” abdrehen und die Weihen der Matura live und im Schweiße unseres Angesichts erhalten und ja, endlich wieder gemeinsam in der Arbeit Schulter an Schulter die Jagd nach den verlorenen Umsätzen beginnen!
Sind wir nun wirklich die Corona-Weltmeister? Und sind wir aufgrund unserer guten Position die ersten in Europa, die die Maßnahmen lockern können? So wurde es doch gestern (6.4.2020) hochoffiziell verkündet! Sieht man sich die Entwicklung bezogen auf die Einwohnerzahlen an, offenbart sich die wahre Realität! In Österreich hat sich der Anstieg der Fälle — Ischgl sei Dank — wesentlich rascher als in allen anderen Ländern vollzogen! Bezogen auf die Größe unseres Landes hatten wir wochenlang die Nase vorne!
Vor 9 Tagen haben wir bezogen auf die Dauer der Epidemie als einer der ersten die 1.000er Schallmauer durchbrochen (das heißt 1.000 Fälle je Mio. Einwohner). Und erst seit fünf Tagen sind wir mit ca. 1.200 Fällen je Million Einwohner besser unterwegs als Spanien, Italien und Deutschland. Dadurch erklärt sich auch das vehemente Handeln der Regierung und die rasche Einführung von drastischen Maßnahmen, die aus dieser Perspektive auf jeden Fall richtig erscheint!
Yes we can! Ja, wir schaffen das! Noch zwei bis drei Wochen durchhalten! Versuchen, unter 1.500 Fälle je Mio. Einwohner zu bleiben! Und dann die Maßnahmen unter Beobachtung möglicher Rückwärtstendenzen Schritt für Schritt lockern. Zumindest sorgt das schöne Wetter für gute Laune und bestimmt auch für eine Portion Humor — zwei Wesentliche Faktoren zur Stärkung eines kräftigen Immunsystems!