Im Zentrum steht die Lebensqualität
Die wesentlichen Aspekte bei der Kopplung der drei wichtigsten Megatrends Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Gesundheit im betrieblichen und kommunalen Kontext.
Matthias Glaubrecht beschreibt in seinem Buch “Das Ende der Evolution” warum wir Menschen niedrige und breite Bäume so schön finden. In unserer Entwicklungsgeschichte haben uns genau solche Bäume, die noch dazu alleine in einer gut übersichtlichen Landschaft stehen, Sicherheit in der Nacht und Schatten bzw. Wetterschutz während des Tages gespendet. Insofern verbinden wir solche Bäume in offenen und weiten Landschaften — und im besten Fall in der Nähe von Wasser — noch immer mit diesen positiven Attributen. Sie lösen daher in uns Gefühle des Wohlbefindens und der Sorglosigkeit aus. In der Nähe solcher Bäume fällt es uns leicht, einfach nur zu SEIN. Wir fühlen uns von solchen Orten magisch angezogen und wünschen uns, dass unsere Lebens- und Arbeitsräume auch solche Orte des Wohlbefindens sind.
Auch wenn die Urbanisierung ein nicht aufzuhaltender Trend ist, gibt es eine immer größer werdende Bewegung, die die für uns so wichtige Natur in die Stadtbereiche holt und sich z.B. als Urban Farming oder mit Errichtung von Green Buildings in den Städten etabliert.
Nicht zuletzt aufgrund dieses kontinuierlichen gesellschaftlichen Wandels hin zur Nachhaltigkeit machen sich immer mehr Gemeinden und Städte auf den Weg, sich als neue Zentren der nachhaltigen Entwicklung zu positionieren.
Ich konnte das selbst bei der Entwicklung des Feuerwehrfahrzeuges der Zukunft erleben, als einige Städte wie z.B. Berlin, Amsterdam, Oslo oder Kopenhagen schon einen ersten Schritt voraus waren und dieses neue kommunale Fahrzeugkonzept mit E-Antrieb nicht nur aus der Feuerwehrperspektive interessant fanden, sondern vor allem auch aufgrund des günstigeren ökologischen Fußabdrucks.
Zunehmend wird dabei, und das aus verständlichen Gründen, der Megatrend Nachhaltigkeit mit der Digitalisierung gekoppelt. Waren vor einigen Jahren noch “Smart Cities” in aller Munde, so scheint sich nun plötzlich die moderne Kommune zu einem Ort der Nachhaltigkeit zu wandeln.
Die Digitalisierung bietet neben dem Risiko hoher Energieverbräuche durch den exponentiellen Anstieg der Rechenleistung und den Verbrauch von wertvollen Ressourcen auch viele digitale Chancen, die Nachhaltigkeit im Bereich der Wirtschaft aber auch im öffentlichen Leben zu unterstützen. Dies kann z.B. im Mobilitätsbereich durch digitale Sharing Plattformen geschehen, oder im Landwirtschaftsbereich durch intelligenten Einsatz von Wasser oder Düngemittel. Im Energiesektor scheint es, dass die Energiewende ohne den immensen digitalen Support bei der Kopplung von Wasserkraft, Sonnenenergie, Windkraft, Geothermie und Wasserstoff und beim intelligenten Stabilisieren der Stromnetze ohnehin nicht umsetzbar ist.
Insbesondere in der Industrie schreitet die Entwicklung von digitalen Zwillingen voran, sei es auf Produktionsebene, um die Flexibilität und Effizienz zu steigern oder um beispielsweise den Umstieg auf erneuerbare Energieformen vorab zu simulieren. Als Beispiel dafür sei hier die Forschungs- und Entwicklungsarbeit von AEE Intec in der Steiermark erwähnt.
Die Kopplung von Wind- und Solaranlagen mit der landwirtschaftlichen Flächennutzung ist mittlerweile vorangeschritten und wird beispielsweise im InSPIRE Projekt des U.S. Department of Energy hinsichtlich Beschattung und Beregnung untersucht — auch das funktioniert nur durch digitale Datennutzung und datenbasierte Optimierung der Betriebsstrategien.
Im öffentlichen Sektor bietet die Digitalisierung große Vorteile in der direkten Kommunikation mit Bürgern und Unternehmen, in der Transparenz und im Informationszugang. Positive Effekte in Verbindung mit der Nachhaltigkeit ergeben sich dabei in fast allen Bereichen der Kommunalwirtschaft, wie z.B. im öffentlichen Verkehr, in der Energieversorgung, im Abfallmanagement und beim vereinfachten, papierlosen Parteienverkehr ohne Anfahrtswege. Wesentlich für jede Digitalisierungsstrategie ist es, den Nutzer — also den Bürger — in den Mittelpunkt zu stellen und digitale Services im Dialog mit den Usern zu entwickeln.
Auf betrieblicher wie auch auf kommunaler Ebene ergibt sich daher immer öfter, dass neben der klassischen Finanzstrategie und dem Querschnittsthema Digitalisierung nun auch ein ganzheitlich betrachtete Nachhaltigkeitsstrategie als Klammer über alle organisatorischen und prozessualen Bereiche Einzug hält.
Auch wenn wir einen großen Teil unseres Lebens mit der Arbeit verbringen, so sind wir doch die längste Zeit in unserer vertrauten Umgebung (ein Umstand, der sich bei vielen Menschen durch die Corona-bedingte Homeoffice Zeit noch weiter verstärkt hat). Zu Hause sind wir eingebettet in unseren Lebensraum. Dabei spielt natürlich das persönliche Wohlbefinden und vor allem unsere Gesundheit eine entscheidende Rolle. Für diesen dritten großen Megatrend unserer Zeit übernehmen wir zunehmend selbst die Verantwortung und weiten unser Wissen um die Zusammenhänge zwischen Ernährung, körperlicher und geistiger (kreativer) Aktivität und die Einflüsse der sozialen und natürlichen (oder anthropogen veränderten) Umwelt immer weiter aus.
Daraus ergibt sich ein modellhaftes Gesamtbild, das sowohl für die nachhaltige Orientierung von Kommunen als auch für Unternehmen wesentlich ist. Es geht schlussendlich um Lebensqualität und damit auch um Lebensqualitätsräume, wo wir uns wohlfühlen, gesund bleiben oder gesund werden können, Leistung erbringen, uns entwickeln und ausdrücken und mit anderen Menschen austauschen können.
Auch eine Erhebung durch Statistik Austria spiegelt die vier einflussreichsten Faktoren für die eigene Lebensqualität wieder:
- Gesundheit
- soziales Netz
- Wohnsituation und Wohnumfeld
- Zustand der natürlichen Umwelt
Die Wichtigkeit unserer sozialen Netze für eine hohe Lebensqualität erklärt auch die enorme Entwicklung der sozialen Medien, die mit der sich verstärkenden Digitalisierung Hand in Hand geht. Wir lieben es, verbunden zu sein. Wir lieben Konnektivität. Wir verstehen aber auch, dass diese Konnektivität einer realen Andockung bedarf und der rein digitale Austausch nur einen Teil unserer Sinne ansprechen kann. Das erklärt auch, dass trotz der vielen digitalen Möglichkeiten, die es uns gerade in der Zeit der Pandemie erlauben, unsere Verbindungen weiter aufrecht zu halten, uns echte Verbundenheit und echter Kontakt enorm fehlen. Auf der anderen Seite haben wir in dieser Zeit auch gelernt, durch die digitalen Möglichkeiten neue Verbindungen herzustellen und diese auf eine neue Art zu intensivieren.
Es scheint also viel erfolgversprechender, wenn die Aspekte Nachhaltigkeit, Gesundheit und Digitalisierung gemeinsam betrachtet werden. Solch ein gesamtheitlicher Ansatz ist in der Lage, einen enormen Beitrag für die empfundene Lebensqualität zu leisten — umso mehr, je stärker der User, also der Mensch im Mittelpunkt steht!