My Basics on Climate Change
Zu allererst: ein großes Dankeschön an meinen Freund Peter! Danke für das Weiterleiten eines Interviews mit dem Philosophen Philip Kitcher im Standard. Dieses Interview hat mich schlussendlich dazu inspiriert, hier meine Sichtweise und meinen Zugang zum so wichtigen Thema Klimawandel zu vermitteln:
Die Headline des Artikels „Als Einzelner nicht mehr zu fliegen ändert wenig“ ist für mich untragbar! Ich denke nicht, dass das Kitcher so gemeint hat! Denn, wie kann man denn protestieren, wenn man nicht für sich persönlich Wege sucht, die Dinge zu verändern.
Und dann noch: Die „Demokratie“ passt aber die „Politik“ muss sich ändern. Sollte das nicht zusammenpassen? Nun, ich glaube, das zeigt zumindest auf, dass das Zusammenpassen eine große Herausforderung ist!
Aber zuerst zu den Fakten! In Wikipedia, der unendlichen Enzyklopädie unserer modernen Welt, findet man (noch immer) folgende Entwicklung:
Erstaunlicher Weise sind alle angegebenen Vorausberechnungen überaus optimistisch angesetzt. Eine durchschnittliche Temperaturerhöhung von 1°C sollte laut Worstcase-Szenario frühestens 2030 eintreten und im besten Fall 2060. Leider haben wir es geschafft, diesen Temperaturanstieg lt. IPCC schon 2016 zu erreichen! Soweit die Fakten…
Ich war am 20.11.2019 beim Klimaforum von Global2000 und Windkraft Simonsfeld mit den Energiesprechern der Grünen, der Neos und der SPÖ.
Keynote hielt der Klimaexperte/Erdsystemanalytiker des Potsdamer Instituts für Klimaforschung, Dr. Georg Feulner. Er präsentierte viele zumeist schon bekannte Beweise für die anthropogen verursachte Temperaturerhöhung. Der europäische Temperaturausschlag in den warmen Monaten des letzten Jahres ist trotzdem beeindruckend — im negativen Sinn!
Wie wir spätestens seit Paris 2015 wissen, wird es ab 1,5°C gefährlich. Und wir haben es mittlerweile schon geschafft, das erste Grad Celsius Temperaturerhöhung zu erreichen(in Österreich sind es sogar schon +2°C)! Ab 1,5°C können die sogenannten Kippeffekte wie das Korallensterben (ab +2°C werden alle Korallen abgestorben sein), das Abschmelzen des Grönlandeises (dies führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels um +7 m) etc. einsetzen. Die Auswirkungen dieser Kippeffekte sind katastrophal und leider kaum zu simulieren bzw. modellieren.
Das Korallensterben und das Abschmelzen der Gletscher, des Grönlandeises , des arktischen Sommer-Eises sowie des West-Antarktischen Eis-Schilds haben schon längst gestartet. Eine Beschleunigung ist spätestens ab+1,5°C zu erwarten. Mehr Details dazu hier.
Daher gibt es nur ein Ziel: die CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern zu stoppen!
Wenn wir 2050 in Österreich CO2-neutral sein wollen, haben wir heute noch ein „CO2-Guthaben“ von ca. 700 bis 800 Mio. t CO2. Dies entspricht dem Integral bzw. der Fläche unter der CO2-Reduktionskurve, die Angela Köppl, Referentin für Umwelt, Energie und Klima beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) vorstellte.
Österreich emittiert jährlich ca. 80 Mio. t CO2, d.h. je Einwohner ca. 10 t. Da wir bis dato noch nicht mit der Reduktion begonnen haben und der Start der Reduktion verzögert ist, also nicht wie in der Grafik von 2017/2018 weg startet, müssen 2 bis 3 x 80 = 240 Mio. t von den 1.000 Mio. t abgezogen werden (Nicht ETS Emissionen sind jene, die nicht dem Emissionshandel unterliegen). Und selbst dann ist es nicht garantiert, dass sich die globale Temperatur bei +2°C einbremst. Und jedes Zehntel Grad zählt! Wenn in dieser Legislaturperiode nicht drastische Maßnahmen beschlossen werden, ist der Zug abgefahren! Denn wir werden die 30 Jahre bestimmt brauchen, um ALLES zu verändern!
Nur darüber traut sich niemand zu sprechen! Alle politischen Vertreter (selbst die Grünen) beteuern, dass wir unseren wachstumsbasierten Wohlstand erhalten werden. Davon bin ich nicht überzeugt! Klar ist auf jeden Fall, dass wir als Gegenpol zum Aufzeigen der Katastrophen, die aus dem Klimawandel resultieren, ein neues Narrativ brauchen, wie die Welt und unser Leben in 30 Jahren aussehen könnte, wenn wir es schaffen, den Temperaturanstieg zu bremsen. Was wird anders? Was wird unserem heutigen Empfinden nach schlechter und was besser? Wie schaut dann der Alltag aus? Wie werden wir leben und arbeiten? Wie werden wir uns entwickeln? Was wird für uns wichtig sein? Wie werden sich unsere Werte wandeln?
Jeder Österreicher hat im Durchschnitt einen CO2 Footprint von 10 t/Jahr. Meiner ist flugbedingt größer als 30t!! Ich habe heute beim besten Willen noch keine Ahnung, wie ich diesen auf 0!!!! bringen soll.
Das kann man auch im persönlichen Erdverbrauch ausdrücken:
Wenn alle so leben wie ich, bräuchten wir über 13 Planeten!!!
Ohne meine 3 bis 4 Langstreckenflüge pro Jahr wäre ich auf ca. 7 globalen Hektar (gha), also immer noch über einem Durchschnitts-Österreicher, der mit 5 gha ca. 3 Planeten zum Leben benötigen würde. Ein Durchschnitts-US-Amerikaner übrigens 5! Meinen wahrlich unbescheidenen Footprint schaffe ich auch nur, weil ich mein Mobilitätsverhalten auf Bahn, E-Auto und Öffis umgestellt und meinen Fleischkonsum auf ein Minimum reduziert habe!
Ich glaube nicht, dass diese enorme Reduktion an Energie und Erdverbrauch im Rahmen unseres derzeitigen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Systems möglich ist. Wir alle müssen uns in unserem Verhalten und vor allem in unserem Bewusstsein auf einen neuen Level begeben. 30 Jahre sind eine verdammt kurze Zeit dafür.
Bin gespannt auf Euren Footprint! Packen wir’s an!